Ein Entwickler ohne Google ist wie ein Cowboy ohne Pferd

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Entwicklern abstruse Softwareprobleme als Bewerbertest an einem Whiteboard lösen zu lassen ist als realitätsfern verschrien. Trotzdem hält sich diese Praxis vor allem bei amerikanischen Konzernen. Der Ruby-on-Rails-Erfinder David Heinemeier Hansson trat auf Twitter eine kleine Protestwelle los. Er und viele andere bekannten sich zum Nachschlagen bei Google oder Stackoverflow. Vielleicht inspiriert das den ein oder anderen Personaler zum Umdenken.
Der Horror fast jedes Entwicklers ist Softwareprobleme auf einem Stück Papier oder an einem Whiteboard lösen zu müssen. Es ist eine fast grausame Art und Weise Softwareentwickler zu testen, ohne ihnen Zugang zu ihren gängigen Werkzeugen zu geben. Ohne IDE, ohne Libraries und eben auch ohne Google und Stackoverflow. Vergleichen lässt sich solch ein Test auch damit einen Architekten einen Rechenschieber zu geben und dann zu verlangen, dass er die Statik eines Gebäudes berechnet. Dass solche Tests für die Praxis eines Softwareentwicklers vollkommen irrelevant sind, kümmert Personaler anscheinend oft nicht. Als Protest sendete David Heinemeier Hansson, der Erfinder von Ruby on Rails, einen Tweet in die Weiten des Internets, der seinen Unmut darüber ausdruck verlieh.
Hello, my name is David. I would fail to write bubble sort on a whiteboard. I look code up on the internet all the time. I don’t do riddles.
— DHH (@dhh) 21. Februar 2017
Damit trat er Protestwelle los. Viele Entwickler bekannten sich dazu, triviale, seltene oder eben komplizierte Softwareprobleme bei Google und Stackoverflow nachzuschlagen. Es ist kein Beweis dafür, dass man ein schlechter Entwickler ist, sondern dafür, dass man sich nun einmal nicht alles merken kann. Auch in der Java-Welt bekannten sich Entwickler zum Code-Googlen.
Hi, my name is Nicolai. I’m writing Java for 6 ys (and a book about Java 9) but never built a web backend. Clueless about Spring AND JavaEE. https://t.co/xPSSchHWdJ
— Nicolai Parlog (@nipafx) 26. Februar 2017
Hi my name is Josh. I’ve programmed since 90s. I forget how to do subprocesses in Python & when to use java’s CyclicBarrier/CountDownLatch https://t.co/FuFs53EQ31
— Josh Long (龙之春, जोश) (@starbuxman) 27. Februar 2017
Auch JAXenter-Autoren und langjährige Konferenzsprecher zeigten ihre Wissenslücken:
Hi my name is Lukas. I’ve programmed since the 90s. I keep forgetting how to work on shared mutable state in Java when leaving SQL for a day https://t.co/8P4QlMTusE
— Lukas Eder 🤔 (@lukaseder) 27. Februar 2017
Hello, my name is Hendrik. I would fail to write a regular expression. I know how to check it in switch statements but nobody pays for loc 😭https://t.co/Fi21zEZMpj
— Hendrik Ebbers (@hendrikEbbers) 24. Februar 2017
Das Google-Suchmaschinen-Team weiß im Gegenteil zu seinen uneinsichtigen Personalern – der Konzern ist für seine abstrusen Technikfragen bei Jobinterviews bekannt –, was ihre Kollegen brauchen. Die Google-Suche ist jetzt besser darin technische Fragen zu beantworten. Zu Suchanfragen mit zwei bis drei Sonderzeichen wie ==
vs. ===
oder +=
erhalten Hilfesuchende jetzt die Bedeutung in den verschiedenen Programmiersprachen. Vor allem Einsteigern soll so geholfen werden. Aber auch der eine oder andere Rockstar kann – wie man sieht – auch mal einen Schubs zur richtigen Antwort gebrauchen. Die Google-Entwickler wollen weiter daran arbeiten, ihren Kollegen die Arbeit zu erleichtern:
We’ll continue to improve the experience over time for our fellow programmers and tech lovers out there because after all, we’re techies, too!
Vielleicht lernen auch irgendwann die HR-Abteilungen dazu.
Sie meinen wohl, ohne Suchmachine.
Nichts gegen Google, aber Suchen tue ich weniger und weniger mit Google.