Umzug zu Apache: „Wenn NetBeans die Entwickler ausgehen, haben wir ein Problem“

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NetBeans lässt Oracle hinter sich. Alle Hoffnung ruht nun darauf, dass die neue Umgebung bei der Apache Foundation die Zahl der Helfer von verschiedenen Organisationen in die Höhe treiben wird. Wir haben uns mit den Mitgliedern des NetBeans Dream Teams über Oracles Entscheidung, NetBeans der Apache Foundation zu spenden, unterhalten. Auch die Frage, ob dieser Schritt für NetBeans das gleiche Schicksal bedeutet, wie für OpenOffice und Hudson, haben wir gestellt.
Im offiziellen Statement zum geplanten Umzug von NetBeans in das Apache-Universum gibt es auf der Homepage der Entwicklungsumgebung folgendes zu lesen: „Oracle hat erneut seinen Willen bekräftigt, trotz der Umwandlung von NetBeans in ein Apache-Projekt, die IDE weiter voranbringen zu wollen. Indem Oracle NetBeans der Apache-Familie zuführt, öffnen sie das Verwaltungsmodell von NetBeans, um den Mitgliedern des Projektes mehr Stimmgewalt im Hinblick auf die zukünftige Ausrichtung der IDE und deren Erfolg zu geben.“
JAXenter: Was haltet ihr von Oracles Entscheidung, NetBeans der Apache Foundation zu übergeben? War es eine gute Idee? Ein notwendiger Schritt?
Im Großen und Ganzen denke ich, dass diese Aktion wirklich Potential hat.
Andreas Stefik: Im Großen und Ganzen denke ich, dass diese Aktion wirklich Potential hat. Oracle ist weiterhin an der Entwicklung von NetBeans beteiligt und durch das neue Verwaltungsmodell könnte es mehr Hilfe aus der Community geben. Das neue Modell dürfte die Mitarbeit am Sourcecode oder der Planung für das Projekt zumindest leichter zugänglich machen.
Tushar Joshi: Für NetBeans ist es ein guter Schritt in Richtung Zukunft.
John Kostaras: Ich halte es für eine großartige Idee. Dieser Schritt wird die innovative Arbeit an NetBeans stark vorantreiben.
JAXenter: Wie sollte NetBeans eurer Meinung nach als Teil des Apache-Universums voranschreiten?
Andreas Stefik: Hierfür gibt es viele mögliche Wege. In den letzten fünf Jahren haben Wissenschaftler sehr viel darüber herausgefunden, wie Menschen programmieren. Dies gelang zum Teil durch die genaue Beobachtung der Programming Language Wars, aber eben auch durch die genaue Analyse der aktiven Nutzung von Entwicklungsumgebungen wie NetBeans. Die derzeit laufende Initiative des Weißen Hauses Computer Science for all lässt die Menschen darüber nachdenken, wer ihrer Meinung nach das Porgrammieren lernen sollte und das ist eine lange Liste.
Wir denken heute viel mehr darüber nach, wie wir Kindern oder Personen mit Behinderungen helfen können, programmieren zu lernen. Im ersten Schritt der Evolution sollten wir also zusehen, wie wir NetBeans für alle Menschen zugänglich machen können. Sobald wir dies herausgefunden haben, können wir daran arbeiten, die IDE für die Zukunft fit zu machen.
Tushar Joshi: Apache-Projekte leben und gedeihen durch die Mitarbeiter. Es gibt viele Leute, die an NetBeans beteiligt sind. Mit dem Umzug zu Apache bekommen diese mehr Freiheiten und Möglichkeiten, um die Richtung, die NetBeans einschlägt, sowie die kommenden Features, mitzubestimmen.
John Kostaras: Einfach wie viele andere Apache-Projekte auch. Eine ideale Situation für NetBeans wäre, wenn Oracle eine gewisse Zahl an Entwicklern stellen würde und die Community leichter zur Weiterentwicklung beitragen kann. Natürlich sollte man sich gut überlegen, wer genau an dem Projekt Änderungen vornehmen und die Richtung, die NetBeans in Zukunft einschlagen wird, (mit)bestimmen darf.
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JAXenter: Es gab Fälle, in denen Unternehmen Projekte an Foundations gespendet haben, weil sie im Grunde nicht mehr wirklich in sie investieren wollten – man siehe nur OpenOffice und Hudson. Ist dies nun auch bei NetBeans der Fall?
Andreas Stefik: Schwer zu sagen. Glaubt man dem NetBeans-Team ist das nicht der Fall. Um wirklich sicher zu sein, wird man allerdings warten müssen, bis man anhand von Zahlen argumentieren kann. Erst nach einigen Releases werden wir sehen, wie viele Entwickler an dem Projekt aktiv beteiligt waren und wie viele es dann noch sind. Außerdem wird man erst mit der Zeit erfahren, wie lange die Absprachen zwischen Oracle und Apache halten. Wenn sich also am NetBeans-Team nicht viel verändert, aber eine offenere Verwaltung sich herauskristallisiert, war das Unterfangen ein Gewinn. Wenn allerdings nur wenige engagierte Entwickler verbleiben, haben wir möglicherweise ein Problem. Insgesamt bin ich zwar recht optimistisch, aber derzeit ist alles noch ein wenig in der Schwebe.
Tushar Joshi: Die Intentionen von Oracle kann ich nur erahnen. Was allerdings, basierend auf den Verlautbarung, klar zu sein scheint, ist, dass Oracle auch weiterhin in NetBeans investieren will. Die Entwickler von OpenOffice haben sich LibreOffice zugewandt, das gleiche passierte bei Hudson, wo sich die Programmierer lieber Jenkins zuwandten. Bei NetBeans ist die Sachlage eine andere, da die Entwickler-Basis und die Mitglieder des Dream Teams sehr darauf brennen, Apache NetBeans als Kontributoren zur Verfügung zu stehen.
John Kostaras: Das kann ich nicht wirklich sagen. Vielleicht ist dies einer der Gründe, warum Oracle diesen Schritt geht. Ich bin auf der anderen Seite allerdings sehr froh, dass es nun für Entwickler leichter wird, mitzuhelfen und den Kurs von NetBeans mitzubestimmen. Unternehmen werden nun hoffentlich weniger Bedenken haben, NetBeans zu nutzen, da sie sich nicht mehr vor Oracles Entscheidungen fürchten müssen. Wenn sie sich Sorgen machen, können sie NetBeans einfach klonen und ihre eigene Entwicklungsumgebung oder -plattform basteln. Ich denke, dass sowohl NetBeans als auch die Community von diesem Schritt profitieren werden. Man sieht ja, was aus LibreOffice und Jenkins geworden ist: Sie haben an Popularität nur zugenommen.
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